Schreibstube

Ich tanzte mit ihm

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Es war, als ich elf und zwölf Jahre alt war,
da begann unsere Beziehung.
Immer im Frühjahr wartete er auf mich.
Manchmal auch rief ich ihn.
Und immer eilte er herbei, um mit mir zu tanzen.

Auf dieser Frühlingswiese
wo die alten, getrockneten Grashalme
gebeugt ihren Nachwuchs schützten.
Wenn Frische und Neubeginn in der Luft lag.
Nie brauchte ich lange auf ihn zu warten.
Wenn ich ihn rufen musste,
kaum zehn Minuten später war er da.

Er drückte mich von hinten,
drängte mich voran,
liess mich höher in die Luft springen,
gab mir das Gefühl fliegen zu können.
Dann wieder strich er mir von vorne die Haare aus dem Gesicht,
streichelte meine Wangen.
Wir wirbelten im Kreis herum.
Ein wilder, erotischer Tanz.
Manchmal auch, da wiegten wir uns leise.

Ich sang für ihn.
Er flüsterte mir Versprechen ins Ohr,
manchmal so laut, ich konnte kaum meine eigene Stimme hören.
Manchmal so leise, ich wagte kaum zu singen.
Doch immer war er für mich da!
jedes mal, wenn ich ihn rief,
war er für mich da.

Manchmal, so schien es, kam er von weit her.
Doch nie liess er mich im Stich
in diesen Jahren meiner Jugend.
Mein Geliebter.
Mein Freund.
Der Wind.